Sommerferien ohne Luise - aber mit Junior Akademie NRW in Soest

Luisenschüler Lucian Gumny

Nach den Weihnachtsferien der 8. Klasse kamen meine Chemie-Lehrerin Fr. Dr. Schulte sowie Fr. Coupette auf mich zu, um mir Anmelde- und Informationsmaterial von der jährlich stattfindenden Junior-Akademie NRW zu geben. Die Junior-Akademien NRW sind ein vom Schulministerium NRW organisiertes besonderes außerschulisches Förderprogramm, welches seit 2003 für begabte Schüler und Schülerinnen außerhalb der Schule in den Sommerferien an vier Standorten in NRW Akademien veranstalten. Für ein Auswahlverfahren dürfen jedes Gymnasium und jede Gesamtschule in NRW zwei Schüler nominieren. Nachdem ich mich auch im Internet über die Junior-Akademien NRW informiert hatte, stand für mich fest, wie besonders dieses Angebot war und dass ich Glück hatte, mich bei dieser Junior-Akademie bewerben zu dürfen. Somit verfasste ich ein Bewerbungsschreiben für die Kurse 'molekulare Biomedizin und Forensik'.

Nach 6 Wochen kam dann die Zusage, dass ich bei der JuniorAkademie in Soest am Kurs Forensik teilnehmen durfte. Super, da insgesamt in NRW nur 216 Schüler ausgewählt wurden. In Soest teilten sich 54 Teilnehmer auf die Kurse Forensik, Mathematik und Psychologie auf. Zeitgleich mit der Zusage kam die Information, dass jeder Teilnehmer des Kurses Forensik einen Vortrag vorzubereiten hatte, wobei mir das Thema „Dr. Mark Benecke“ zugewiesen wurde. Nach eindringlicher Beschäftigung mit dieser Person wurde mir klar, dass die Forensik ein sehr weitläufiges Gebiet umfasst und sich nicht nur auf die Gerichtsmedizin bezieht, sondern auch mit der Psychiatrie oder der Altersbestimmung lebender Personen betraut ist. Allgemein befasst sich Forensik mit wissenschaftlicher und technischer Arbeit zur Aufklärung von Kriminalfällen. Für meinen Vortrag habe ich den berühmten Forensiker Dr. Mark Benecke kontaktiert.

Sobald wir in Soest angekommen waren und die Zimmer bezogen hatten, kam man sich auch schon gegenseitig näher und begann erste Bekanntschaften zu knüpfen, sei es beim Warten auf die Auftaktveranstaltung oder beim Anstehen in der Kaffeeschlange. Wir wurden mit freundlichem Wort von Herrn Michael Funke, dem Landesbeauftragten für die JuniorAkademien NRW, begrüßt, welcher uns auch sogleich in den Zeitplan der JuniorAkademie 2019 einführte.

Für diejenigen, die wollten, gab es morgens um 6.00 Frühsport, danach konnte man um 7.30 bis 8.30 frühstücken und um 8.45 das alltägliche Plenum besuchen, wobei eventuelle Änderungen am Tagesplan bekannt gegeben wurden. Die erste Kursschiene ging von 9.00 bis 12.00 Uhr, worauf direkt das Mittagessen stattfand. Von 14.00 bis 15.45 Uhr konnte man sich entscheiden, ob man zum Chor ging. Nach diesem kam die zweite Kursschiene von 16.00 bis 18.00 Uhr und das Abendessen. Von da an gab es selbstorganisierte, kursübergreifende Angebote (KüA´s), zu welchen man sich frei entscheiden konnte (Sport, Werwölfe, Tanzen, Escape Room u.v.m.), um 22.30 Uhr war dann Nachtruhe.

In den Kursen gab es überwiegend eine offene lernfreundliche Atmosphäre, welche dadurch verstärkt wurde, dass man in wechselnden Kleingruppen Plakate sowie Präsentationen erstellte, oder sich eine Podiumsdiskussion lieferte, in welcher man verschiedene Standpunkte vertreten sollte (auch solche, mit denen man nicht einer Meinung war). In dieser Atmosphäre entwickelte sich ein besonderes Gemeinschaftsgefühl mit den anderen Kursteilnehmern. Die Kursleiter haben eher das Lernen organisiert als selbst gelehrt und uns auch bei kleinen Themenwechseln Einblicke in die Naturwissenschaften verschafft. Themengebiete in der Forensik waren unter anderem: Entomologie (Insektenkunde), der genetische Fingerabdruck, die DNA-Replikation und –Transkription, Wasserleichen, Forensik an Lebenden (Psychologie und Psychiatrie). Wir haben uns themenübergreifend in der Mathematik mit Fraktalen und der Codiermaschine Enigma, in der Psychologie mit Stressfaktoren und der dunklen Triade (Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus) beschäftigt.

Außerhalb der Kurse kam der Spaß nicht zu kurz: Man konnte in den Chor gehen und an verschiedenen kursübergreifenden Angeboten teilnehmen. Höhepunkte waren die Akademie-Disco, mehrere Tanzkurse (Disco Fox, Cha Cha Cha,…), sowie eine Stadtrally in Soest. Diese Zeit nutzten wir, um unsere Bekanntschaften zu Freundschaften auszubauen und wir trafen uns, wo es nur ging: auf dem Campus, in der Aula und in den Kursräumen, wobei wir spielten, unsere Vorträge vorbereiteten, Diskussionen führten oder uns einfach nur gemeinsam entspannten. Auch hier war die Mathematik in Form von Zauberwürfeln allgegenwärtig. Wir arbeiteten unablässig am Lösen der Würfel, und wenn es endlich geschafft war, versuchten wir uns an Mustern.

Es wurden nicht nur unsere Gehirne, sondern auch unsere Körper beim morgendlichen und allabendlichen Sport trainiert. Treffpunkt fürs Schwimmen im Aquafun Soest war schon um 05.45 Uhr. Das schafften dann nur noch 16 von uns.
Dank der straffen Organisation und der vielfältigen Zahl an verfügbaren Angeboten verging die Zeit wie im Fluge und der Tag des Abschieds stand vor der Türe.

Am letzten Tag empfingen wir alle erschöpft unsere Eltern nach 10 wunderbaren Tagen voller Spaß, Freuden und Lernen. Zusammen gingen wir ein letztes Mal zur Aula, um unseren finalen Auftritt durchzuführen. Hierfür hatte sich jeder Kurs etwas Besonderes ausgedacht, um diesen Abend unvergesslich zu machen. Wir von der Forensik simulierten verschiedene Todesarten und erklärten dann die Besonderheiten dieser Tode vor dem gesammelten Publikum. Nach den Vorstellungen der Kurse begannen wir auf der Bühne der Aula drei einstudierte Lieder zu singen, wonach wir uns noch einmal bei den einzelnen Kursleitern bedankten. Als Abschluss sangen wir einmal eine umgeschriebene Version von „Auf Uns“, um uns bei unserer Musiklehrerin zu bedanken. Nun begannen die Verabschiedungen untereinander, wobei uns in Aussicht gestellt wurde, dass wir uns noch sehen würden, da es den Club der Ehemaligen der Deutschen Schüler Akademien e. V. gibt, welcher regelmäßig Treffen für alle Teilnehmer der Akademien organisiert. So konnten wir alle mit Vorfreude auf das nächste Treffen nach Hause fahren und können auch weiterhin untereinander in Kontakt bleiben.

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